30. April 2019
Radio Free Asia, www.rfa.org

Drei Tibeter festgenommen, weil sie die Freilassung des Panchen Lama forderten

Am 29. April nahmen die Behörden in der Provinz Sichuan vier Tibeter fest, die die Freilassung des Panchen Lama gefordert hatten. 1995 war er als Kind im Gewahrsam der Chinesen verschwunden, nachdem der Dalai Lama ihn ermächtigt hatte, seine spirituelle Rolle als zweites religiöses Oberhaupt Tibets wahrzunehmen.

Drei der vier Tibeter werden noch festgehalten, während der vierte, ein körperlich behinderter Mann, freigelassen wurde. Die drei sollen in etwa zwei Wochen vor ein lokales Gericht gestellt werden.

Während eines Reinigungsrituals auf einem Hügel hinter einem Kloster im Bezirk Sershul, TAP Kardze, Provinz Sichuan, hatte der 20jährige Wangchen, der Leiter der kleinen Gruppe, Gebete rezitiert und Slogans gerufen, wie eine dortige Quelle RFA mitteilte.

Wangchen, Foto: www.tibet.net

„Bei einer Opferzeremonie, bei der sie auf einem Hügel hinter dem Kloster von Sershul Gebetsfähnchen aufhängten, forderte er mittels laut gerufener Slogans, daß der Panchen Lama freigelassen und in Tibet mit dem Dalai Lama wieder vereint werden soll“, berichtete die Quelle von RFA, die anonym bleiben muß.

Nur Wangchen rezitierte die Gebete und rief die Slogans. „Dennoch wurden auch die drei anderen, Lobsang, Yonten und eine behinderte Person, als seine Mittäter festgenommen“.

Andere Tibeter, die zum Sammeln des wertvollen Raupenkeulenpilzes [yartsa gunbhu], der wegen seiner vermuteten heilenden Eigenschaften als eine wichtige lokale Einkommensquelle geschätzt wird, zu dem Berghang gekommen waren, versuchten Wangchen davon abzuhalten, politisch heikle Slogans zu rufen, weil sie seine Festnahme durch die Polizei befürchteten.

„Doch er antwortete, daß sich bereits über 150 Tibeter [aus Protest gegen die chinesische Herrschaft in Tibet] selbst verbrannt hätten und deshalb alle Tibeter die Last ihrer Verantwortung mit ihnen teilen müßten“, fügte die Quelle hinzu.

Wangchen, der nie zur Schule ging und von dem, was er sich als Jockey bei Pferderennen verdiente, lebte, wurde, nachdem er den Abhang hinuntergegangen war, unverzüglich mit seinen Freunden in Gewahrsam genommen. Die Polizei konfiszierte sofort ihre Handys, um zu verhindern, daß sich die Nachricht über ihre Festnahme verbreitete.

„Wangchen und die zwei anderen werden nun bei dem Volksgericht von Sershul festgehalten, die dritte Person ließen sie laufen. Niemand darf sie treffen, solange das Gericht innerhalb von zwei Wochen keine Entscheidung getroffen hat“, fügte die Quelle hinzu.

Gedhun Choekyi Nyima, wurde am 17. Mai 1995 im Alter von sechs Jahren vom Dalai Lama als der 11. Panchen Lama Tibets anerkannt, als Wiedergeburt seines Vorgängers des 10. Panchen Lama.

Nach drei Tagen wurden der junge Panchen Lama und seine Familie von den chinesischen Behörden entführt, die später einen anderen Knaben statt seiner als ihren eigenen Kandidaten installierten.

Letzte Woche wurde der Panchen Lama 30 Jahre alt. Eine Tibetunterstützergruppe forderte, daß China ihn aus dem Gewahrsam entlassen und ihm erlauben sollte, in sein Kloster zurückzukehren, um seine Rolle als der zweitwichtigste religiöse Würdenträger Tibets wahrzunehmen.

Obwohl der Verbleib dieser religiösen Autorität immer noch unbekannt ist und er seit seinem Verschwinden nicht in der Öffentlichkeit gesehen wurde, „ist anzunehmen, daß er noch am Leben ist“, konstatierte International Campaign for Tibet (ICT) anläßlich seines 25. Geburtstages.

„Während der Panchen Lama nun 30 wird, appelliert ICT an China, ihn unverzüglich freizulassen und ihm zu erlauben, in sein Kloster Tashi Lhunpo zurückzukehren, um seine grundlegende Rolle als religiöser Führer zu übernehmen“, heißt es in der Erklärung, die darauf verweist, daß erzwungenes Verschwinden von den Vereinten Nationen als ein Verbrechen definiert wird.